Die Stiftung
Die Carl-Friedrich-Geiger-Stiftung ist im Jahr 2006 gegründet worden als rechtsfähige Stiftung des bürgerlichen Rechts mit Sitz in Kehl.
Der Zweck der Stiftung ist die Unterstützung von
- Wissenschaft, Forschung und Bildung;
dabei sollen die Betriebs- und Volkswirtschaft oder die Belangen des Kraftfahrzeuggewerbes angemessen berücksichtigt werden. - Organisationen des Tierschutzes im Ortenaukreis
- Kunst und Kultur, kulturellen oder sozialen Einrichtungen
- Medizinischen Forschung
- Der Gleichberechtigung von Frauen und Männern
Der Stiftungszweck wird insbesondere verwirklicht durch:
- Eigene Einrichtungen
- finanzielle Zuwendungen, ein Beispiel welche Zuwendungen?
- Förderung von Maßnahmen
- Durchführung von wissenschaftlichen Veranstaltungen
- Vergabe von Forschungsaufträgen
- Gewährung von Stipendien und Preise
- Sonstiges
Gründungshistorie der Carl-Friedrich Geiger Stiftung
Die Stiftungsgründerin Christa Seric-Geiger
Die Carl-Friedrich-Geiger-Stiftung wurde im Jahr 2006 von Christa Seric-Geiger gegründet. Sie war damals Geschäftsführerin des Autohaus Geiger, das über die Grenzen Kehls hinaus bekannt war. Den Grundstein des Familienunternehmens legte ihr Vater Carl-Friedrich Geiger (1904-1996). Es war im Jahr 1934, als er seine erste Werkstatt und eine Tankstelle gründete.
Weit vorausschauend baute Carl-Friedrich Geiger nach dem Krieg an der heutigen Hauptverkehrsader zwischen Kehl und Straßburg das „Autohaus Geiger“ auf. Autohäuser, Tankstellen und weitere Gewerbeimmobilien begannen in den folgenden Jahrzehnten die Kreuzung an der Straßburger Straße zu säumen. Noch heute spricht der Volksmund von der „Geiger-Kreuzung“.
Als Carl-Friedrich Geiger starb, übernahm seine Tochter Christa Seric-Geiger die Geschicke des Traditionsunternehmens und baute es erfolgreich weiter aus. Um die Zukunft ihres Unternehmens zu sichern und auch aus tiefer Dankbarkeit ihrem Vater gegenüber richtete Christa Seric-Geiger eine Stiftung ein, die seinen Namen tragen sollte. Durch die Gründung der Carl-Friedrich-Geiger-Stiftung wollte sie drei Ziele verfolgen:
Für Christa Seric-Geiger war ihr Vater stets ein Vorbild in seinem Wirken
Das Stiftungsvermögen, das überwiegend aus Grundvermögen besteht, bot einen soliden Grundstock für die langfristige Verwirklichung des Stiftungszwecks.
Am 6. März 2019 starb Christa Seric-Geiger. Zum ersten Todestag der Stifterin am 6. März 2020 organisierte die Stiftung die Veranstaltung „In Memoriam“. Diese erinnerte an Carl-Friedrich Geiger und seine Tochter. An diesem Tag wurde auch der Christa Seric-Geiger Preis ins Leben gerufen.
Carl-Friedrich Geiger
Carl-Friedrich Geiger wurde am 25.06.1904 als Sohn von Amalia Theresia und Karl-Friedrich Geiger im damals deutschen Straßburg geboren. Der Vater von Carl-Friedrich Geiger war ein im Kehler Hafen ansässiger Schlackenstein-Fabrikant. Schon in jungen Jahren arbeitete der Sohn in einer Autowerkstatt, der Kehler Autogarage. Dort hielt es Carl-Friedrich Geiger allerdings nicht – mit 22 Jahren machte er sich auf die Reise ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. In den Vereinigten Staaten lebte er als junger Mann einige Jahre, sammelte Erfahrungen, lernte den „American Way of Life“ kennen und erwarb die amerikanische Staatsbürgerschaft.
Portrait Carl-Friedrich Geiger
Im Jahr 1931 erreichte ihn dann in seiner neuen Heimat die Nachricht vom Tod des Vaters. In Deutschland herrschte in dieser Zeit infolge der Weltwirtschaftskrise steigende Massenarbeitslosigkeit, zahlreiche Banken schlossen, viele Firmen brachen zusammen. Die Mutter bat ihren Sohn in einem Brief, nach Deutschland zu kommen, um die Fabrik im Hafen vor dem Ruin zu retten. 1933 kehrte Carl-Friedrich Geiger daher aus den USA zurück in die Grenzstadt am Rhein. Es gelang ihm, die Schulden der Fabrik abzuzahlen und den Standort im Hafen trotz der schwierigen Umstände zu retten – eine Leistung, auf die er zeitlebens besonders stolz gewesen ist.
Bereits im Jahr 1934 eröffnete Carl-Friedrich Geiger darauf eine eigene Werkstätte für Autoreparaturen in Kehl. Im Jahr 1938 heiratete er Margarethe Luise Stein aus Straßburg und übernahm ein Jahr später in der Hauptstraße die Verkaufsstelle der Firma Classen für Autos, Motorräder, Fahrräder, Schusswaffen und Munition. Die Kriegszeit über wurde Carl-Friedrich Geiger seiner amerikanischen Staatsbürgerschaft wegen und durch seine Reparaturwerkstatt, die Militärfahrzeuge instand setzte, von einer Einberufung an die Front verschont.
Eine Werkstatt samt Tankstelle für das gerade frei gewordene Kehl
Der Krieg rückte jedoch auch an den Rhein wieder heran: Als Straßburg am 23. November 1944 von den Alliierten befreit wurde, mussten alle Kehler ihre Stadt fluchtartig verlassen. Carl-Friedrich Geiger und seine Familie fanden in Alpirsbach im Schwarzwald Zuflucht. Auch dort eröffnete der findige Geschäftsmann wieder eine Autowerkstatt, um ein Auskommen für die Familie zu schaffen.
Nachdem das französisch besetzte Kehl erst Jahre nach Kriegsende wieder schrittweise ab 1949 frei wurde, kehrte Carl-Friedrich Geiger mit seiner Familie im Jahr 1954 zurück und eröffnete an der alten Adresse in der Hauptstraße wieder eine Autowerkstätte und eine Tankstelle mit zwei Zapfsäulen.
Zugleich begann er weitsichtig und entschlossen eine Vision zu verwirklichen, die seinen Unternehmergeist nachhaltig unterstreichen sollte:
Ein Name aus dem Volk: Die Kehler Geiger-Kreuzung
Wo noch Jahre nach dem Krieg Wiesen und Unkraut wucherten, begann Carl-Friedrich Geiger Grundstücke von Bauern zu erwerben. Heute führt hier die Bundesstraße B28 als Hauptverkehrsader in die Stadt und geradeaus weiter über die Europabrücke nach Frankreich. Mitte der 50er Jahren war diese Entwicklung jedoch noch Zukunftsmusik – Carl-Friedrich Geiger erkannte allerdings die strategisch günstige Lage für ein Unternehmen, wie es ihm vorschwebte. Während er einerseits ein leuchtendes Autohaus mit Werkstätte gekonnt in der Hauptstraße einrichtete, kaufte er im Bereich der heutigen Straßburger Straße den Platz, der ihm Raum gab zu wachsen:
So entstanden nach und nach nicht nur zwei große Tankstellen am Eingang der Stadt, sondern auch moderne großflächige Autohäuser für Neu- und Gebrauchtwagen (anfangs mit den Marken VW und Porsche, später auch Audi, sowie Citroen und Peugeot) als auch eine Automobilwerkstatt und Gewerbeimmobilien. Bezeichnenderweise trägt die Kreuzung, die damals geschaffen wurde, noch heute den inoffiziellen Namen „Geiger-Kreuzung“ bei den Kehlern. Im hohen Alter starb der Unternehmensgründer Carl-Friedrich Geiger im Jahr 1996. Seine Vision war zu diesem Zeitpunkt bereits lange Wirklichkeit geworden.
Anlässlich des ersten Todestags von Christa Seric-Geiger organisierte die Stiftung am 6. März 2020 eine Gedenkfeier ihr und ihrem Vater zu Ehren. Nachfolgend finden Sie Videomitschnitte der Reden, die anlässlich der Gedenkfeier und der Ausrufung des Christa Seric-Geiger Preises gehalten wurden.
Geschichte Autohaus Geiger
Als Carl-Friedrich Geiger 1954 den VW-Käfer ins Schaufenster auf der Kehler Hauptstraße 36 schieben lässt, hat er sicherlich nicht zu träumen gewagt, was 50 Jahre später los sein würde: Mehr als 30.000 Autos überqueren Anfang der 2000er Jahre pro Tag die nahe gelegene Europabrücke. Tausende von ihnen passieren vorher eine Kreuzung, die im Volksmund seinen Namen trägt: Geiger Kreuzung. Und wenn es Kehler VWs oder Audis sind, dann stammen sie meist aus dem Autohaus Geiger...
Schlacksteinfabrik am Kehler Hafen
Der 1904 geborene Vorzeigeunternehmer und Visionär scheint mit einer niemals versiegenden Energie gesegnet. Mit 22 verlässt er seine Heimatstadt, bricht in die USA auf, wo er sich zum Automechaniker ausbilden lässt. Es ist die Zeit, in der Henry Ford mit der Massenproduktion seiner Autos beginnt. Als Carl-Friedrich Geiger 1933 auf Drängen seiner Mutter nach Kehl zurückkehrt, ist das Ford A-Modell bereits mehr als vier Millionen Mal vom Band gelaufen.…
Erst einmal muss die elterliche Fabrik gerettet werden…
Auf Carl-Friedrich Geiger wartet in Kehl jedoch erst einmal eine ganz andere Arbeit, bevor er sich wieder dem Thema Automobil zuwenden kann. Der Vater tot, die Schlackensteinfabrik im Kehler Hafen vor dem Ruin – nicht zuletzt wegen der Ausläufer der Weltwirtschaftskrise und der Massenarbeitslosigkeit brechen in Deutschland viele Firmen zusammen. Fast schon im Handstreich saniert er das Familienunternehmen – und eröffnet ein Jahr später eine eigene Werkstätte für Autoreparaturen in Kehl. 1939 übernimmt Carl-Friedrich Geiger die Verkaufsstelle der Firma Classen für Autos, Motorräder, Fahrräder, Schusswaffen und Munition. Die amerikanische Staatsbürgerschaft und die Tatsache, dass er in der Lage ist, Militärfahrzeuge zu reparieren, verschonen ihn davor, an die Front abrücken zu müssen.
Verspätete Heimkehr aus Alpirsbach nach Kehl
Nach dem Krieg bleibt Kehl erst einmal von den Franzosen besetzt. Die Bevölkerung wird über Nacht evakuiert. Carl-Friedrich Geiger verschlägt es mit seiner Frau und den drei Kindern nach Alpirsbach. Nachdem Kehl 1953 den Kehlern zurückgegeben wird, kehren sie endlich heim. Carl-Friedrich Geiger nimmt den Faden dort auf, wo er ihn fallen lassen musste: an der „alten“ Stelle in der Hauptstraße. Er eröffnet wieder eine Werkstatt und errichtet die ersten beiden Tanksäulen in Kehl. Von seiner Entschlossenheit berichtet dabei eine Anekdote: Carl-Friedrich Geiger kaufte das Haus in der Hauptstraße einer Kehler Dame ab. Einige Jahre nach dem Kauf sucht ihn ein jüdischer Bürger aus Straßburg auf, legt Schuldscheine und Unterlagen vor, die ihn als rechtmäßigen Besitzer des Hauses ausweisen. Und Carl-Friedrich Geiger erwirbt die Immobilie kurzerhand ein zweites Mal.
Er kauft Wiesen und Felder – die Strategie hat er schon
Seine Motivation ist: Das Geschäft muss wachsen! In den USA hatte er gesehen: Wo viele Menschen wohnen, kann sich eine Autowerkstatt – und davon würden immer mehr gebraucht werden – nicht richtig ausdehnen. Er kauft Wiesen und Felder. Und er kauft sie an einem Ort, den er als strategisch klug empfindet. Heute führt mitten durch diese Grundstücke die Bundesstraße 28. Hüben und drüben der Magistrale Richtung Straßburg befinden sich zwei Tankstellen, die der kluge Unternehmer einrichtete. Das gesamte Areal heißt nun längst „Geiger Kreuzung“. Die Autohäuser für gebrauchte und neue VWs, Audis, Porsches, für Peugeots und Citroën, führt er zur Blüte und übergibt sie seinem Sohn Rolf Geiger.
Dessen viel zu früher Tod macht aus seiner Schwester Christa die nächste Unternehmerpersönlichkeit in der Familie. Sie behauptet sich in einem Business, das in den 1980-er Jahren als pure Männerdomäne gilt. Eine Frau, die erfolgreich Autos verkauft? Das gibt es. Jedenfalls in Kehl. Christa Geiger treibt ihre Geschäfte erfolgreich, weil mit Herz voran. Sie baut um. Sie vergrößert. Sie zelebriert legendäre Produkteinführungen. Und sie hat Erfolg. Ihr Vater begleitet die Entwicklung lange mit wohlwollendem Blick auf das Geschick seiner Tochter. 1996 stirbt er mit 92 Jahren.
Eine Frau besteht in der von Männern dominierten Automobilbranche
Christa Geiger – mittlerweile verheiratet mit Fadil Seric – macht sich weit über die Grenzen Kehls hinaus einen Namen als Unternehmerin in der Automobilbranche. Da sie keine Kinder hat, gründet sie 2006 eine Stiftung. Ihr Wunsch: Das Familienvermögen soll in der Stadt wirken. Haben doch deren Menschen zum Gedeihen der Firma beigetragen. Sie will etwas zurückgeben. Als Christa Seric-Geiger 2019 im Alter von 74 Jahren stirbt, bleibt, was diese Frau im Übermaß besessen hat: Energie. Mut. Großzügigkeit. Die Stiftung wächst mit ihrem Ableben und nimmt nicht nur das gesamte Privatvermögen auf, sondern auch Christa Seric-Geigers Wesen. 2020 ruft die Carl-Friedrich Geiger Stiftung den Christa Seric-Geiger Preis aus, der mit 20.000 Euro dotiert ist. Mitten in der Corona Pandemie wird er im März 2021 an eine Frau verliehen, die internationales Interesse erregt mit ihrem mutigen, intelligenten und kreativen Kampf gegen das Virus: Dr. Lisa Federle – die Tübinger „Pandemie-Ärztin“. Aber auch ganz direkt in der Stadt Kehl geht die Stiftung in die Verantwortung. Unter anderem gehen 100.000 Euro in die „Digitale Offensive für Schulen in Kehl 2021“.